Landnutzungsgeschichte und historische Landschaftsentwicklung in der Niederlausitz – Neue Befunde und aktuelle Forschung

Thomas Raab a, Alexandra Raab a, Anna Schneider a, Florian Hirsch a, Melanie Takla a, Alexander Nicolay a, Alexander Bonhage a, Albrecht Bauriegel b, Horst Rösler c

a Brandenburgische Technische Universität Cottbus
b Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg
c Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege

Seit 2010 untersucht eine interdisziplinäre Forschergruppe der BTU, des BLDAM und des LBGR die Landnutzungsgeschichte sowie die natürliche und anthropogen induzierte Landschaftsentwicklung in der Niederlausitz, Brandenburg. Systematische archäologische Grabungen des BLDAM im Vorfeld der laufenden Tagebaue sind eine wichtige Grundlage für geopedologische Untersuchungen. Die Arbeiten hatten zunächst ihren räumlichen Schwerpunkt in den Braunkohletagebauen nordöstlich von Cottbus (Tgb. Cottbus Nord, Tgb. Jänschwalde) und wurden dann ausgedehnt auf weitere Forstflächen nördlich von Peitz. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre, präsentieren aktuelle Ergebnisse und zeigen zukünftige Forschungsfelder auf.

Im Tagebau Jänschwalde sind zwischenzeitlich mehr als 1000 Relikte von Holzkohlmeilern (HKM) als Zeugen einer intensiven historischen Holznutzung archäologisch dokumentiert. Mit Stand Januar 2016 liegen Dendroalter von 64 HKM vor. Die Alter schwanken zwischen dem ausgehenden 16. Jahrhundert und der Mitte des 19. Jahrhunderts, was in etwa dem Betriebszeitraum des Hüttenwerks in Peitz entspricht. Die Mehrzahl der Meiler datiert auf den Beginn des 18. Jahrhunderts. Weitere Hinterlassenschaften der historischen Landnutzung sind u.a. Wölbäcker und begrabene Ackerböden. Fossile Böden und ehemalige Landoberflächen sind stellenweise mit äolischen Sedimenten überdeckt. 14C- und OSL-Datierungen an diesen Böden und Sedimenten lassen auf eine Intensivierung der äolischen Aktivität zur slawischen Zeit und im Deutschen Mittelalter schließen. Einige Relikte von HKM sind mit Sand überweht worden, und an einer Stelle konnte das Alter dieser äolischen Sedimentation mittels Dendrodatierung des begrabenen Meilers auf1850 oder jünger bestimmt werden. Allerdings stellt dies die Ausnahme dar. Der weitaus größere Teil der HKM-Relikte liegt direkt an der Oberfläche und ist nicht begraben, was auf eine sehr geringe Winderosion in der Neuzeit schließen lässt. Seit 2015 konnte im Rahmen des DFG-Projekts „Räumliche und zeitliche Dimension der historischen Köhlerei im Tauerschen Forst (Niederlausitz, Brandenburg). Ein Beitrag zur Kulturlandschaftsentwicklung des Norddeutschen Tieflands“ (Az RA 1129/3-1; RA 931/6-1) ein weiteres Gebiet mit hoher HKM-Dichte untersucht werden. Erste Auswertungen der LiDAR-Daten ergeben eine Anzahl von 4449 ehemaligen Meilerstandorten im Tauerschen Forst. 26 Meilerstellen sind beprobt, die Dendroalter hierzu sind in Bearbeitung. Ebenfalls in jüngerer Zeit fanden Untersuchungen zur Verbreitung von HKM-Relikten für das gesamte Land Brandenburg statt. Mit Hilfe eines binären Modells wurden Gebiete mit hoher Wahrscheinlichkeit von HKM-Standorten detektiert. Im Rahmen des im November 2016 beginnenden DFG-Projekts „Die historische Köhlerei in Brandenburg - Analyse der räumlichen Dimension und der Effekte auf bodenhydraulische Eigenschaften“ (SCHN 1349/1-1) sollen nun neben der Verbreitung der historischen Köhlerei auch bodenrelevante Auswirkungen beschrieben und bewertet werden.